Nach dem Last Minute Basteltipp im gestrigen Trüchen geht es heute nach Frankreich. Meine liebe Gastbloggerin Barbara von „chien Normandie“, welche bereits seit über 3 Jahren in Frankreich lebt, erzählt euch hinter dem heutigen Adventskalendertürchen etwas darüber wie Weihnachten in Frankreich ist. Neugiereig geworden, dann lest einfach weiter.
Weihnachten in Frankreich
Seit etwas mehr als seit drei Jahren wohnen wir in der Normandie. Dieses Jahr ist also schon unser viertes Weihnachtsfest in Frankreich, genau genommen sogar unser fünftes – beim ersten Mal sind wir mit einem Anhänger voller Umzugsgut an Heiligabend in unserem kleinen, grauen Haus am Meer aufgeschlagen, in dem nicht viel mehr stand als eine Schlafcouch, ein Esstisch und der neu erworbenen Kaminofen.
In Frankreich ist in der Advents- und Weihnachtszeit vieles anders. Obwohl gerade das Elsass und Lothringen die Wiege vieler Weihnachtsbräuche sind, die ihr in Deutschland kennt. So reklamiert zum Beispiel das kleine Städtchen Sélestat die erste schriftliche Erwähnung des Weihnachtsbaumes aus dem Jahre 1521 für sich. Die ersten Christbaumkugeln sollen 1858 in dem kleinen Ort Goetzenbruck bei Meisenthal in Lothringen erfunden worden sein, da wegen einer Missernte nicht genügend Äpfel zum Schmücken der Bäume zur Verfügung standen. (Andere Quellen datieren die Geburtsstunde der Glaskugeln auf 1848 in Lauscha/Thüringen). Wie dem auch sei: Im Elsass findet ihr die schönsten und prächtigsten Weihnachtsmärkte Frankreichs. In Meisenthal werden immer noch Christbaumkugeln gefertigt. Und längst nicht nur die klassischen, sondern ausgefallene, von Designern erschaffene Werke.
In Frankreich ist weniger Lametta
Im Rest des Landes haben sich die Bräuche nicht so wirklich durchgesetzt. So ist der 24. Dezember ein fast normaler Werktag, an dem alle Geschäfte, Banken und sogar Tierärzte geöffnet haben. Es wird vielleicht ein, zwei Stunden früher die Ladentüre geschlossen, das war‘s dann. Und der 26 – ja auch der ist kein Feiertag (außer im Elsass und in Lothringen). Adventszeit? Eher zurückhaltend. Ab und zu werdet ihr bei uns in der Normandie sogar Lichterketten an den Häusern finden. Aber es ist eher die Ausnahme, auch wenn einer meiner Nachbarn dieses Jahr irgendwo am zweiten Advent einen Beamer mit weihnachtlichen Motiven aufgetan hat und somit in unserem 900-Seelen-Ort jetztzwei geschmückte Häuser zu finden sind. Es ist nicht so, dass die Franzosen kein Faible für bunten Lichterschmuck hätten – aber das machen eben zum Großteil nur die Gemeinden. Die konstruieren zum Teil wahnwitzige Kunstwerke aus Geflechten und Birnchen. Eine unserer Nachbarstädte hat zum Beispiel vor der Kirche einen acht Meter hohen Eisbären mit Surfbrett gebaut, der ein Selfie schießt. Die Weihnachtsmärkte in der Normandie sind eher klein und beschaulich, meist von örtlichen Kunsthandwerkern und Schulen beschickt, an manchen Ständen könnt ihr euch mit Hochprozentigem eindecken.
Kein Fest ohne Essen
Richtig gefeiert wird am Abend des 24. mit einem ausgiebigen Festessen. Auf den Aperitif folgt einmehrgängiges Menü mit Fisch, Meeresfrüchten, Hummer, gefülltem Truthahn oder anderem Geflügel. Hochsaison haben um diese Zeit die Austern, 70 Prozent ihres Umsatzes machen die Austernzüchter vor der Westküste der Manche zu Weihnachten. Da die edlen Muscheln bei Dieben sehr beliebt sind, werden die Austernbänke im Dezember von berittenen Garden bewacht. Aber weiter zum Fest: Den Abschluss des Festmahles bildet die „bûche de Noël“, der Weihnachtsbaumkuchen. Dahinter verbirgt sich eine mit Buttercreme gefüllte und reich verzierte Biskuitrolle.
In der Nacht zum 25. Dezember kommt dann Papa Noël und legt die Geschenke für die Kinder unter den Baum. Auch an diesem Weihnachtsfeiertag wird ausgiebig und üppig gegessen, der Tag im Kreis der Familie verbracht.
Silvester ohne Knallerei
Der Jahreswechsel wird ebenfalls mit einem großen Festschmaus begangenen, die Restaurants bieten ein abendfüllendes Programm. Feuerwerk zu Silvester hat in den meisten Landesteilen übrigens keine Tradition, das Geld wird lieber in gute und frische Lebensmittel investiert. Mancherorts ist privates Feuerwerk sogar ganz verboten, zum Beispiel in Paris. Auf der Champs-Elysées oder auf dem Champs de Mars vor dem Eiffelturm knallen lediglich die Champagnerkorken, wenn sich Einheimische und Urlauber ein Bonne année, ein gutes neues Jahr, wünschen. Am Arc d‘Triomphe findet ab 23.30 Uhr eine Laser- und Lichtershow statt. Die Weihnachtszeit endet mit dem Dreikönigstag, dem 6. Januar, der allerdings ein normaler Arbeitstag ist. In Andenken an die Heiligen Drei Könige wird eine Galette des Rois, ein Königskuchen, gebacken. Das besondere an diesem Kuchen ist sein Innenleben, denn dort wird einekleine fève (Bohne) oder eine Porzellanfigur versteckt. Wer sie auf dem Teller hat, ist König für einen Tag und darf sich vom Rest der Familie verwöhnen lassen. Den Königskuchen könnt ihr – oft schon vor Weihnachten – in jeder Bäckerei und sogar im Supermarkt in Frankreich kaufen.
Mir persönlich kommt in Frankreich die ruhigere Art Weihnachten zu feiern sehr entgegen. Es hat ein bisschen was von meiner Kindheit, als Weihnachten geheimnisvoll und besinnlich war. Die letzten Jahre merke ich, dass ich in der Adventszeit tatsächlich einen oder zwei Gänge runter schalte. In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein wirklich schönes Fest, egal wie und wo ihr feiert.
Ich hoffe sehr euch hat der heutige Adventskalender Beitrag von meiner lieben Gastbloggerin Barbara von „chien Normandie“ gefallen. Weitere tolle Beiträge ihr auf ihrem Blog „chien Normandie„. Folgt doch ihrer Facebookseite, dann seid ihr immer auf dem Laufenden!
Der Beitrag und die Bilder in diesem Beitrag sind Eigentum von Barbara von „chien Normandie“. Für Fragen bezüglich des Beitrags oder Fragen zu den Bildern kontaktiert bitte Barbara von „chien Normandie“.
In den letzten Jahren versteckte sich hinter dem 21. Adventskalendertürchen im Adventskalender im Übrigen ein DIY für Tischdeko zu Weihnachten, ein Rezept für Zimtschnecken und ein Rezept für Kokos Kekse ohne Zucker.
Habt noch einen wundervollen Tag und schaut auch morgen wieder in meinem Adventskalender vorbei.
Das ist ein schöner Einblick in die Bräuche unseres Nachbarlandes. Ich kann mir nicht vorstellen Austern zu Weihnachten zu essen aber Baumkuchen hört sich prima an ?
Das ist ein schöner Beitrag. Wir sind öfter in Frankreich, aber Weihnachten und Silvester waren wir noch nie dort.
LG Elke
Die Kunstwerke aus Glühbirnen sind bestimmt nicht nur für Große eine Augenwaide, sondern auch für Kinder ein besonderes Erlebnis.
Das das Feuerwerk hier keine Tardition hat, finden wir sogar positiv. Wir halten das seit Jahren so. Wir investieren lieber in Die Zeit mit der Familie.
Eine schöne Weihnachtszeit ?
Guten Morgen, der Bericht von den Franzosen Weihnachten zu feiern hört sich so an, wie es zu meiner Kindheit und Jugend war. Ohne viel Lametta und Schnickschnack hier und dort.. wir hatten eine Schallplatte vom Peter Alexander… War auch schön. Liebe vorweihnachtliche Grüße Grüße, Jeannette Mikamila ???
Sehr guter Kommentar
Frankreich ist sehr interessant.
Silvester kein Feuerwerk, das macht mir Frankreich doch gleich noch sympatischer 🙂
Herzliche Grüße,
Annette